Realgymnasium Rämibühl Zürich

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Was liest das RG? „22 Bahnen“ von Caroline Wahl

Lektüre im Deutschunterricht

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Der Debütroman «22 Bahnen» der deutschen Schriftstellerin Caroline Wahl wurde 2023 veröffentlicht und im Rahmen der Frankfurter Buchmesse als «Lieblingsbuch der Unabhängingen» 2023 ausgezeichnet und anschliessend zum «Lieblingsbuch des Deutschschweizer Buchhandels» 2024 gewählt.

Worum geht es?

Die Handlung spielt in einer tristen, namenlosen Kleinstadt, in der die Protagonistin Tilda aufwächst. Sie studiert Mathematik und arbeitet nebenbei an der Supermarktkasse. Um dem Stress zu entfliehen, schwimmt sie abends im Freibad, immer genau 22 Bahnen. Doch sie wächst nicht in einer wohlhabenden, harmonischen Familie auf, sondern mit ihrer kleinen Schwester und einer alkoholkranken Mutter. Der Vater  hat die Familie schon lange verlassen. Tilda trägt die gesamte Verantwortung und kümmert sich sowohl emotional als auch finanziell um ihre Familie. In ihrem streng durchstrukturierten Alltag bleibt kein Raum für Träume von einem freien und unbeschwerten Leben. Doch dann gerät ihr Leben durch das plötzliche Auftauchen von Viktor, dem älteren Bruder eines einst engen Freundes, und durch eine neue berufliche Chance, die ihr einen Ausweg aus ihrem bisherigen Leben bieten könnte, ins Wanken. Während sich für Tilda neue Möglichkeiten eröffnen, eskaliert die Situation zu Hause immer wieder, sodass der Druck auf sie weiter steigt.

Der Roman thematisiert Verlust, Gewalt und Chaos, wird jedoch auch immer wieder von Momenten der Liebe und Freude durchzogen.

Wie kam die Lektüre bei uns an?

Caroline Wahls «22 Bahnen» erzählt eine bewegende Geschichte mit tiefgehenden Charakteren und starken Emotionen. Besonders beeindruckend ist, wie die Autorin schwierige Themen wie Familienkonflikte, Verantwortung und Selbstfindung miteinander verbindet. Die Figuren wirken echt und die Atmosphäre ist sehr eindringlich.

Trotzdem konnte uns der Roman nicht komplett überzeugen. Der Lesefluss ist oft stockend, weil die Geschichte aus vielen kurzen Abschnitten besteht, die meist nur zwei bis drei Seiten lang sind. Dadurch fällt es manchmal schwer, einen Zusammenhang zu erkennen, und man verliert leicht den Überblick darüber, welche Teile wirklich wichtig für die Handlung sind. Was uns auch nicht so gefallen hat, ist das offene Ende. Es regt zwar zum Nachdenken an, aber eine klarere Auflösung hätten wir besser gefunden.

Trotzdem ist „22 Bahnen“ eine eindrucksvolle Geschichte, die spannende Einblicke in eine Welt bietet, die vielen fremd sein dürfte. Die Protagonistin muss sich um ihre kleine Schwester kümmern und gleichzeitig mit ihrer alkoholkranken Mutter zurechtkommen. Das bringt sie oft an ihre Grenzen. Ihre Entscheidungen und Herausforderungen wirken sehr real und erinnern an Probleme, die auch in der echten Welt vorkommen.

Text: Irina Savicic und Chiara Perna (4b)